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Georg August Dreher

Er war ein Einwanderer, der 1856 nach Brasilien kam und hier seine Familie gründete. In dieser lebten 3 Künstler: Georg, Frederico (Sohn) und Gerson (Ur-urenkel).Georg August Dreher wurde in Hettenroth, Deutschland, am 2. september 1830 geboren.

Er wanderte aus Bremen mit seinen Brüdern Jean, Gustav, Julius und den Schwestern Emilie und Philippine.

Er verheiratete sich in Campo Bom am 12. marz 1857 mit Elisabetha Vohl und hatte 8 Kinder: Julius, Rudolf (Urgrossvater von Gerson, Autor des Buches Eco entre Paredes – Echo zwischenWänden), Jacob, Adolf und Frederico Augusto (Hersteller des geschnitzten Altars), Emilia, Augusta vielleicht noch ein anderes, verstorben im Kindes-alter.

Er starb in Linha Café am 19. februar 1886.

Ein Brief von Georg August Dreher, 2 Jahre nach seiner Einwanderung abgeschrieben und übersetzt, befindet sich im Museum Armindo Lauffer in Três Coroas:

Mundo Novo, 16. März 1858

Werter Schwager und Schwester!

Vorerst bitte ich Euch um Verzeihung, dass ich Euch jetzt erst schreibe-.Ihr glaubtet gewiss, ich hätte Euch längst vergessen; doch ist dieses nicht der Fall gewesen, denn jedes Mal, als ich nach hause schriab,liess ich Euch herzlich grüssen, was Euch dooh hoffe ich richtig ausgerichtet worden ist. Auchlegte ich Euch in einem Brief an Kullmann einige Zeilen bei, welche Ihr erhalten haben werdet.

Dirch meine Schwängerin Jette wurde uns das schöne Geschenk zum Haussteuer (überbracht). Wir bedanken uns vorläufig vielmals und hoffen, dass wir Euch später auch mal etwas Schönes dafür schicken oder selbst überbringen können, d.h., wenn der über uns es will.Auch dem Brief an Schwester Binchen erhielten wir. Diese aber sowie Emilie wohnten nicht mehr in São Leopoldo, beide sind schon geraume Zeit verheiratet und wohnen ungefähr 6 Tagereisen von uns entfernt, und wer weiss, ob wir uns wieder zu sehen bekommen. Mit Freunden sehen wir in Euram Briefe, dass Ihr Euch noch alle wohl befindet, was wir auch jetzt noch von Herzen hoffen und wünschen. Was und “betriffe sind wir noch” Gott sei Kank recht munter und gesund. Wir wohnten noch bis jetzt bei Bruder jean, in dessen Nähe wir uns auch Land gekauft haben: eine halbe Kolonie für 1700 Milreis, Viel Geld, aber gutes und schönes Land mit einem schönen Häuschen – und die sind hier in der Gegend noch selten, weil da alle Kolonisten noch Hütten haben. Jean und seine Familie befinden sich ebenfalls noch recht wohl, und wenn sie noch etwas Vermögen von zu Hause bekommen, gehts. Sie arbeiten recht fleissig.

Im vorigen Monat habe ich auch an Schwager Kullmann sowie an meinen Schwiegervater geschrieben. Ich lege Euch daher 2 Kleine Briefchen bei, welche Ihr an obige abgeben wolt, im Falle, dass sie die anderen nicht erhalten haben. Ich schrieb ihnen nämlich. Ob sie mir nicht etwas Geld schicken könnten für auf mein Land zu bezahlen. 500 Milreis habe ich drauf bezahlt, musste mir aber (pág. 284) etwas leihen. Wenn ich nun etwas geschickt bekommen, aber noch Enden dieses Jahres, dann kommen wir recht schön zurecht. Ist das aber nicht der Fall, dann werden wir übel dran. Ich hoffe aber doch, dass meine Schleife für einen schönen Preis versteigert auch die anderen Sachen in Ordnung sind. Gebt daher gleich die Briefe selbst ab.

Es will uns bis jetzt noch nicht recht gefallen hier, obgleich es uns noch an nichts gefehlt hat. Wir haben noch für nichts als für uns alleine zu sorgen gehabt. Kinder haben wir och keine, und wer weiss, ob wir welche bekommen. Vergangenes Jahr verdienten wir ziemlich, meine Frau mit nähen und ich mit Musilkuntericht euf der Harmonika. Dieses Jahr gehts aber anders, denn seit wir land haben, müssen wir tüchtig im Feld (Plantage) arbeiten. Denn wenn soviel zu bezahlen hat, muse viel pfanzen. Die Produkte sind dieses Jahr schlecht im Freise, noch nicht die Hältte soch hoch wie voriges Jahr, und alles was man braucht, ist ungeheuer teuer wie Kaffee, Zucker Reis, Mehl sowie auch alle Ellenware und dergleichen Sachen. Ich Kann Euch sagen, dass es uns voriges Jahr sehr viel gekostet hat, denn keins von uns hat im Geringsten, was Man in der Haushaltung braucht, als unsere Kleider, ein paar Bett – und Handtücher, das war alles. Wir hatten kein Bett Messer. Gabel, Schüssel, Tassen. Das alles komplett anzuschaffen, hat uns jetzt viel gekostet, doch fehltn uns jetzt Gott sei Dank diese Sachen nicht mehr.

Ich wünschte nur, ich hätte eine schöne Partie Steine, wir würden nicht mehr lange hier bleiben. Es ist einmal ein wildes, rohes Land, mit einem Wort: ein Affenland. Man lebt wohl frei hier, aber es ist dennoch kein Leben als in Deutschland, besonders, wenn mans nicht gewöhnt ist. Übrigens kann es uns auch noch recht gut gefallen hier, was kann man sagen. Aber das sage ich und bleibe auch dabei: wenn ich auch mit Gottes Hilfe und Segen recht glücklich hier werden sollte, so Kommen wir Buch doch wenigstens einen Besuch abstatten. Denn ich glaube doch, dass Ihr nicht ferkommen – wie Ihr natürlich auch recht habt. Denn jeder, der sich zu Hause durchbrings, soll bleiben, wo er ist. Ihr lebst doch wenigstens in einer zivilisierten Welt, wo man seines Lebens sicher ist. Denn ich Euch hier von den Gemeinheiten, Schandtaten “usw”. Erzählen wollte, welche die Deutsche gegeneinander verüben, hätte ich nicht Ranm genug. Noch diesen Monst ist einer hingerichtet worden, der schon früher zwei ums Leben brachte und jetzt wieder zwei im Gefängnis ermordet hat. Solche Sachen sind nichts Neues. Ihr schreibt von der grossen Trockenheit, welche bei Euch war, ebenso wars hier dieses, alles ist beinah verdorrt und im Frühjahr wollte alles vesaufen, so stark hat es da geregnet, Das Wetter ist hier nicht so abwechselnd, als in Deutschland. Wenns manchmall hieer ans regnem kommt, regnet es mehrere Wochen, was es vom Himmel herunterschütten kann. Hernach es auch oft mehrere monate ganz ohne einen Tropfen zu regnen sein.

Wie plötzlich und wie unverhoft; Ereilt der Tod der Menchen oft; Drum sei oh Mensch zu jeder zeit; Auf seine Ankunft vorbereit

 

 

Vor etlichen Monaten habe ich auch einen Brief von Schwager Ph. Wild erhalten. Ich habe  (pág. 286) ihm bis jetzt noch keine antwort geschickt. Er schrieb mir wegen Steinen zu kaufen, welche hier liegen. Aber ohne Geld war ja nichts zu machen. Übrigens gefallen mir die Steine auch nicht gut. Man hätte sie billig gekauft, aber wer weiss, ob man etwas dran verdient hätte. Grüsst mir ihn und seine ganze Familie und sagt ihm, dass es mit den Steinen, worüber er mir geschrieben, nichts sei.

 

Altar hergestellp in Laubsaegearbeit von Frederico Augusto Dreher

 

Weiter kann ich Euch im Augenblick nichts schreiben. Grüsset uns alle Bekannten und Verwandte ohne Ausnahme recht herzlich, besonders herzlich Eure ganze Familie, dei lieben Kinder und Euer Euch liebender Schwager und Bruder(gez.)

August Dreher

 

Brief von Georg August Dreher.

Viele herzliche Grüsse von meiner lieben frau, von jean und seiner Frau und von alle Verwandten hier. Von Jacobs Vetters setze ich Euch keinen Grusshier hin, denn das Lumpengesindel hat uns sovielzu schaffen gemacht, es ist schändlich. Sie haben unsere ganze Familie so schlecht gemacht und in Misskredit gebracht durch infame Lügen und Klatschereien, alle Möglichen Lügen von zu Hause und üblen Nachreden überall hier ausgetragen, dass man sich schämen muss, unter die Leute zu gehen, Da ist die alte Tratsche sowie dem Philipp sein Frau am schlimmsten. Stellt Euch etwas von solchem schlechten, miserablen Pack vor! Wäre dieses schlechte Zeug früher nicht im Blen zugrunde gegangen, hätten sie nicht betteln gehen müssen, wenn wir nicht gewesen wären. Jetzt wollen so in …………… bringen, Ihr wisst wohl doch ihre ganzen verhältnisse. Aber hier sind sie grossartig und tun noch, als ob sie nicht nötig gehabt hätten, herzugehen. Und noch kaum hat dieses Pack zusammengekriegt, dass sie die Fracht ihrer Reise bezahlen konnten.

Der Obige.

Diese Aufnahme registriert den Besuch der Schwestern Gládis Behs und Rony Kichler, Ur-urenkelinnen des Georg August Dreher, bei dem Ehepaar Helmut und Elfriede Lorenz, den jetzigen Besitzern des Hauses, in welchem der Brief gefunden wurde. Sie wohnen in Idar-Oberstein, Deutschland und Helmut ist ein Enkel der Briefempfänger. Bei einer Veränderung des Dachbodens wurde der Brief vor etwa 20 Jahren zwischen 2 Wänden entdeckt und von dem Ehepaar Lorenz bei einer Brasilienreise der Freundin Clara Koetz ausgehändigt, die ihn dann dem Historischen Museum Armindo Lauffer übergab. Die Familie Lorenz, die den Brief bei der Reform ihres Hauses gefunden hatte, vereinigte sich und nahm unter Tränen Kenntnis von der Geschichte ihrer Vorfahren im fernen Brasilien.

 

 

Abschnitte von Gedichten, geschrieben von Georg August Dreher, entnommen dem Jahrweiser der Riograndenser Synode von 1957.

Poesie im hunsrücker Dialekt von Georg August Dreher, betreffend die Deutsch-Brasilianischen Ausstellung, zerstört durch einen kriminellen Brand, in Porto Alegre, im Jahre 1881.

No sag emol, Gevattermann,

Wie ist et aindlich domit dann:

Do honn eich doch die Daag gehort,

Dass m’r in Bordalenchre dort

En gross Gebai däht unernumme

Se bauer, wo eninn sellt Kumme

Vun dat noch vun de scheenste, sahn se,

Doch nor vun jerer Sort en wenig,

Vun Bohne, Milje, Reis, verdteh´mich;

Majok, Badatte un Forin.

Un dann hätt m´r ag gere hien

Geercht...