(pág. 282)
Georg August Dreher
Er war ein Einwanderer, der 1856 nach Brasilien kam
und hier seine Familie gründete. In dieser lebten 3 Künstler: Georg, Frederico
(Sohn) und Gerson (Ur-urenkel).Georg August Dreher wurde in Hettenroth,
Deutschland, am 2. september 1830 geboren.
Er wanderte aus Bremen mit seinen
Brüdern Jean, Gustav, Julius und den Schwestern Emilie und Philippine.
Er verheiratete sich in Campo Bom am 12.
marz 1857 mit Elisabetha Vohl und hatte 8 Kinder: Julius, Rudolf (Urgrossvater
von Gerson, Autor des Buches Eco entre Paredes Echo zwischenWänden),
Jacob, Adolf und Frederico Augusto (Hersteller des geschnitzten Altars),
Emilia, Augusta vielleicht noch ein anderes, verstorben im Kindes-alter.
Er starb in Linha Café am 19. februar
1886.
Ein Brief von Georg
August Dreher, 2 Jahre nach seiner Einwanderung abgeschrieben und übersetzt,
befindet sich im Museum Armindo Lauffer in Três Coroas:
Mundo Novo, 16. März 1858
Werter Schwager und
Schwester!
Vorerst bitte ich
Euch um Verzeihung, dass ich Euch jetzt erst schreibe-.Ihr glaubtet gewiss, ich
hätte Euch längst vergessen; doch ist dieses nicht der Fall gewesen, denn jedes
Mal, als ich nach hause schriab,liess ich Euch herzlich grüssen, was Euch dooh
hoffe ich richtig ausgerichtet worden ist. Auchlegte ich Euch in einem Brief an
Kullmann einige Zeilen bei, welche Ihr erhalten haben werdet.
Dirch meine
Schwängerin Jette wurde uns das schöne Geschenk zum Haussteuer (überbracht). Wir
bedanken uns vorläufig vielmals und hoffen, dass wir Euch später auch mal etwas
Schönes dafür schicken oder selbst überbringen können, d.h., wenn der über uns
es will.Auch dem Brief an Schwester Binchen erhielten wir. Diese aber sowie
Emilie wohnten nicht mehr in São Leopoldo, beide sind schon geraume Zeit
verheiratet und wohnen ungefähr 6 Tagereisen von uns entfernt, und wer weiss,
ob wir uns wieder zu sehen bekommen. Mit Freunden sehen wir in Euram Briefe,
dass Ihr Euch noch alle wohl befindet, was wir auch jetzt noch von Herzen hoffen
und wünschen. Was und betriffe sind wir noch Gott sei Kank recht munter und
gesund. Wir wohnten noch bis jetzt bei Bruder jean, in dessen Nähe wir uns auch
Land gekauft haben: eine halbe Kolonie für 1700 Milreis, Viel Geld, aber gutes und
schönes Land mit einem schönen Häuschen und die sind hier in der Gegend noch
selten, weil da alle Kolonisten noch Hütten haben. Jean und seine Familie
befinden sich ebenfalls noch recht wohl, und wenn sie noch etwas Vermögen von
zu Hause bekommen, gehts. Sie arbeiten recht fleissig.
Im vorigen Monat
habe ich auch an Schwager Kullmann sowie an meinen Schwiegervater geschrieben. Ich
lege Euch daher 2 Kleine Briefchen bei, welche Ihr an obige abgeben wolt, im
Falle, dass sie die anderen nicht erhalten haben. Ich schrieb ihnen nämlich. Ob
sie mir nicht etwas Geld schicken könnten für auf mein Land zu bezahlen. 500 Milreis
habe ich drauf bezahlt, musste mir aber (pág. 284) etwas leihen. Wenn ich nun
etwas geschickt bekommen, aber noch Enden dieses Jahres, dann kommen wir recht
schön zurecht. Ist das aber nicht der Fall, dann werden wir übel dran. Ich
hoffe aber doch, dass meine Schleife für einen schönen Preis versteigert auch
die anderen Sachen in Ordnung sind. Gebt daher gleich die Briefe selbst ab.
Es will uns bis
jetzt noch nicht recht gefallen hier, obgleich es uns noch an nichts gefehlt hat.
Wir haben noch für nichts als für uns alleine zu sorgen gehabt. Kinder haben
wir och keine, und wer weiss, ob wir welche bekommen. Vergangenes Jahr
verdienten wir ziemlich, meine Frau mit nähen und ich mit Musilkuntericht euf
der Harmonika. Dieses Jahr gehts aber anders, denn seit wir land haben, müssen
wir tüchtig im Feld (Plantage) arbeiten. Denn wenn soviel zu bezahlen hat, muse
viel pfanzen. Die Produkte sind dieses Jahr schlecht im Freise, noch nicht die
Hältte soch hoch wie voriges Jahr, und alles was man braucht, ist ungeheuer
teuer wie Kaffee, Zucker Reis, Mehl sowie auch alle Ellenware und dergleichen Sachen.
Ich Kann Euch sagen, dass es uns voriges Jahr sehr viel gekostet hat, denn
keins von uns hat im Geringsten, was Man in der Haushaltung braucht, als unsere
Kleider, ein paar Bett und Handtücher, das war alles. Wir hatten kein Bett
Messer. Gabel, Schüssel, Tassen. Das alles komplett anzuschaffen, hat uns jetzt
viel gekostet, doch fehltn uns jetzt Gott sei Dank diese Sachen nicht mehr.
Ich wünschte nur,
ich hätte eine schöne Partie Steine, wir würden nicht mehr lange hier bleiben. Es
ist einmal ein wildes, rohes Land, mit einem Wort: ein Affenland. Man lebt wohl
frei hier, aber es ist dennoch kein Leben als in Deutschland, besonders, wenn mans
nicht gewöhnt ist. Übrigens kann es uns auch noch recht gut gefallen hier, was kann
man sagen. Aber das sage ich und bleibe auch dabei: wenn ich auch mit Gottes
Hilfe und Segen recht glücklich hier werden sollte, so Kommen wir Buch doch
wenigstens einen Besuch abstatten. Denn ich glaube doch, dass Ihr nicht
ferkommen wie Ihr natürlich auch recht habt. Denn jeder, der sich zu Hause
durchbrings, soll bleiben, wo er ist. Ihr lebst doch wenigstens in einer
zivilisierten Welt, wo man seines Lebens sicher ist. Denn ich Euch hier von den
Gemeinheiten, Schandtaten usw. Erzählen wollte, welche die Deutsche
gegeneinander verüben, hätte ich nicht Ranm genug. Noch diesen Monst ist einer
hingerichtet worden, der schon früher zwei ums Leben brachte und jetzt wieder zwei
im Gefängnis ermordet hat. Solche Sachen sind nichts Neues. Ihr schreibt von
der grossen Trockenheit, welche bei Euch war, ebenso wars hier dieses, alles
ist beinah verdorrt und im Frühjahr wollte alles vesaufen, so stark hat es da
geregnet, Das Wetter ist hier nicht so abwechselnd, als in Deutschland. Wenns
manchmall hieer ans regnem kommt, regnet es mehrere Wochen, was es vom Himmel
herunterschütten kann. Hernach es auch oft mehrere monate ganz ohne einen
Tropfen zu regnen sein.
Wie plötzlich und
wie unverhoft; Ereilt der Tod der Menchen oft; Drum sei oh Mensch zu jeder
zeit; Auf seine Ankunft vorbereit |
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Vor etlichen Monaten
habe ich auch einen Brief von Schwager Ph. Wild erhalten. Ich habe (pág. 286) ihm bis jetzt noch keine antwort
geschickt. Er schrieb mir wegen Steinen zu kaufen, welche hier liegen. Aber
ohne Geld war ja nichts zu machen. Übrigens gefallen mir die Steine auch nicht
gut. Man hätte sie billig gekauft, aber wer weiss, ob man etwas dran verdient
hätte. Grüsst mir ihn und seine ganze Familie und sagt ihm, dass es mit den
Steinen, worüber er mir geschrieben, nichts sei.
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Altar hergestellp
in Laubsaegearbeit von Frederico Augusto Dreher |
Weiter kann ich Euch
im Augenblick nichts schreiben. Grüsset uns alle Bekannten und Verwandte ohne
Ausnahme recht herzlich, besonders herzlich Eure ganze Familie, dei lieben
Kinder und Euer Euch liebender Schwager und Bruder(gez.)
August Dreher
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Brief von Georg
August Dreher. |
Viele herzliche
Grüsse von meiner lieben frau, von jean und seiner Frau und von alle Verwandten
hier. Von Jacobs Vetters setze ich Euch keinen Grusshier hin, denn das
Lumpengesindel hat uns sovielzu schaffen gemacht, es ist schändlich. Sie haben
unsere ganze Familie so schlecht gemacht und in Misskredit gebracht durch
infame Lügen und Klatschereien, alle Möglichen Lügen von zu Hause und üblen
Nachreden überall hier ausgetragen, dass man sich schämen muss, unter die Leute
zu gehen, Da ist die alte Tratsche sowie dem Philipp sein Frau am schlimmsten.
Stellt Euch etwas von solchem schlechten, miserablen Pack vor! Wäre dieses schlechte
Zeug früher nicht im Blen zugrunde gegangen, hätten sie nicht betteln gehen
müssen, wenn wir nicht gewesen wären. Jetzt wollen so in
bringen, Ihr
wisst wohl doch ihre ganzen verhältnisse. Aber hier sind sie grossartig und tun
noch, als ob sie nicht nötig gehabt hätten, herzugehen. Und noch kaum hat
dieses Pack zusammengekriegt, dass sie die Fracht ihrer Reise bezahlen konnten.
Der Obige.
Diese Aufnahme registriert den Besuch der Schwestern Gládis Behs und Rony
Kichler, Ur-urenkelinnen des Georg August Dreher, bei dem Ehepaar Helmut und
Elfriede Lorenz, den jetzigen Besitzern des Hauses, in welchem der Brief
gefunden wurde. Sie wohnen in Idar-Oberstein, Deutschland und Helmut ist ein
Enkel der Briefempfänger. Bei einer Veränderung des Dachbodens wurde der
Brief vor etwa 20 Jahren zwischen 2 Wänden entdeckt und von dem Ehepaar
Lorenz bei einer Brasilienreise der Freundin Clara Koetz ausgehändigt, die
ihn dann dem Historischen Museum Armindo Lauffer übergab. Die Familie Lorenz,
die den Brief bei der Reform ihres Hauses gefunden hatte, vereinigte sich und
nahm unter Tränen Kenntnis von der Geschichte ihrer Vorfahren im fernen Brasilien. |
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Abschnitte von Gedichten, geschrieben
von Georg August Dreher, entnommen dem Jahrweiser der Riograndenser Synode von
1957.
Poesie im hunsrücker Dialekt von Georg August
Dreher, betreffend die Deutsch-Brasilianischen Ausstellung, zerstört durch
einen kriminellen Brand, in Porto Alegre, im Jahre 1881.
No sag emol,
Gevattermann, Wie ist et
aindlich domit dann: Do honn eich doch
die Daag gehort, Dass mr in
Bordalenchre dort En gross Gebai
däht unernumme Se bauer, wo eninn
sellt Kumme Vun dat noch vun
de scheenste, sahn se, Doch nor vun jerer
Sort en wenig, Vun Bohne, Milje,
Reis, verdteh´mich; Majok, Badatte un
Forin. Un dann hätt m´r
ag gere hien Geercht... |