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Persönlichkeiten von Santa Maria do Mundo Novo

Lily Clara Koetz

Eine der reichsten Kulturquellen in der Stadt Igrejinha ist zweifellos Lily Clara Koetz, geboren am 18. Juli 1920. Diese Frau, liebevoll bekannt als “dona Clara” ist eine vortreffliche Forschungsquelle für die Gemeinde Igrejinha, denn sie vermittelt noch heute ihre wertvolle Mithilfe, erinnert an Daten und erzählt Geschichten, die sie erlebt und erfahren hat.

Geboren in Igrejinha als einziges Kind von Gustav Arthur Koetz und Johanna Brusius Koetz, der Vater Bauer und die Mutter Näherin, erlebte ihre Kindheit mit den Eltern im Hause ihrer Großeltern väterlicherseits. Schon sehr früh hatte sie Kontakt mit der deutschen Sprache und Kultur, denn ihr Vater und der Großvater hatten die Gewohnheit, nach dem Abendessen die Neue Deutsche Zeitung zu lesen. Auch hatten sie die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens abonniert. Die Familie - wie die Mehrheit der Familien in Igrejinha - sprach den Dialekt. An den warmen Sommerabenden setzten sie sich oft in den Garten vor dem Haus und sangen deutsche Lieder, während sie die Leuchtkäfer beobachten.

Clara besuchte die Primarschule, ihre Lehrerin war Berthalina Kirsch. Sie hatte ein sehr gutes Verhältnis mit ihrer Lehrerin, sodass diese, nach dem Abschluss des 5. Schuljahr, Claras Eltern bat, ihre kleine Schülerin als Telefonistin bei ihr arbeiten zu lassen, wenn sie Unterricht hatte. Dona Clara erinnert sich, dass sie bei ihrer ersten Arbeitsstelle 15,00 Milreis Monatsgehalt bekam.

Den Unterricht bei Pfarrer Irmler besuchte sie weiterhin und das gab ihr die Möglichkeit, mit 14 Jahren den Haushaltungskursus in Alt-Hamburg, im Evangelischen Stift zu besuchen, der 1 Jahr währte.

Mit 16 Jahren kehrte sie in das Internat des Evangelischen Stifts zurück, um den Kursus für Kindergärtnerinnen zu alsovieren. Der praktische Unterricht fand in dem Kindergarten im Gebäude des alten Stiftes statt.

Im Jahre 1938 durchlief eine Nationalisierungswelle Brasilien und alle Schulen, die Deutsch unterrichteten, wurden geschlossen, auch die Kindergärten. Da Clara den Kursus als Beste abgeschlossen hatte, wurde ihr eine Stelle als Internatshilfe im Stift angeboten während ihre Kolleginnen sich anderweitig Stelle als Erzieherinnen suchten.

Für das Stift begann eine sehr schwere Zeit. Die Leitung der Schule, die in den bewährten Händen einer deutschen Diakonisse lag, musste von einem Tag zum anderen einer Brasilianerin übergeben werden, damit sie nicht enteignet und geschlossen würde, wie das katholische Lehrerseminar nebenan. Vom Unterrichtsministerium wurde eine Person abgeordnet, die im Stift wohnte und Tag und Nacht darüber wachte, dass kein Wort Deutsch gesprochen wurde. Der Name “Evangelisches Stift” wurde in “Fundação Evangélica” abgeändert.

 

Clara Koetz mit ihrem Kindergarden (1.links)

Im Jahre 1944, als Schwester Lieselotte ihren Dienst als Kochlehrerin aufgab, wurde (pág. 350) Clara aufgefordert, diesen zu übernehmen und hatte nun täglich Gruppen von 12-15 jungen Mädchen in die Kochkunst einzuführen und ihnen das Mittagsessen für fast 200 Personen zuzubereiten.

Durch eine dieser Schülerinnen, Enkelin von Pfarrer Gottschald, wurde Dona Clara diesem für den soeben wieder eröffneten Kindergarten der Stadtkirche in Porto Alegre empfohlen, sie nahm die stelle an. Der Anfang war sehr schwer, da sie ja alles Unterrichtsmaterial (Lieder, Fingerspiele, Kreisspiele) in deutscher Sprache gelernt hatte und nun übersetzen musste. Als Helferinnen bei der Zahl von 80-100 Kindern hatte sie immer 3 junge Mädchen, die die Arbeit kennelernen und dann in ihren Gemeinden übernehmen sollten. Während der 9 Jahre ihrer Tätigkeit im Kindergarten von Porto Alegre waren es 6 Mädchen aus dem Innern, 2 aus Porto Alegre und 2 junge Diakonissen.

Neben ihrem Dienst im Kindergarten beteiligte sich Dona Clara auch in der Frauenhilfe und in der Jugendgruppe. Als dann die Sekretärin der Gemeinde aus Krankheitsgründen ausfiel, musste sie manchmal auch im Sekretariat einspringen und war bald so überlastet, dass sie die Stelle als Sekretärin von Pfarrer Karl Gottschald Junior annahm, der für den finanziellen Sektor der Riograndenser Synode in São Leopoldo verantwortlich war.

Als der Präses der Synode starb, wurde Pfarrer Gottschald an seine Stelle gewählt. Im Jahre 1959 besuchte ein hoher Beamter des Kirchlichen Außenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland ( mit Sitz in Frankfurt an Main) die Verwaltung der Riograndenser Synode und schlug vor, Dona Clara auf eine Lehrzeit nach Deutschland ins Kirchliche Außenamt zu schicken,hauptsächlich,um das Archiv der Synode organisieren zu können.

In Frankfurt wohnte Dona Clara bei einer kultivierten Dame, die sie mit den wichtigsten Gebäuden der Stadt (z.B. dem Goethehaus) bekanntmachte und auch in Theater und Konzerte führte.

 

Geburtshaus von Heinrich Peter Kötz

An einem Wochenende fuhren sie nach Idar-Oberstein, wo sie sich telefonisch schon bei Dona Clara Verwandten angemeldet hatten. Als sie aus dem Bahnhof in Oberstein traten, rief gerade ein Herr seinen Bekannten auf der anderen Straßenseite “Gu Moie” zu und Clara fühlte sich (pag. 352) nach Igrejinha versetzt und spürte mit Rührung die starke Verbindung zwischen dem Hunsrück und dem ganzen Paranhanatal. Sie blieb 5 Monate in Frankfurt, lernte aber auch noch viel von Deutschland kennen und konnte an einem deutschen Kirchentag in München teilnehmen, zu dem sich 300.000 Evangelische einfanden. Nach ihrer Rückkehr organisierte sie dann das Archiv der Riograndenser Synode.

Im Jahre 1969 starb der Präses der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien und Karl Gottschald, der Vizepräses, musste ihn zuerst ablösen und wurde dann an seine Stelle gewählt. Der Sitz der Kirche war in Porto Alegre und Dona Clara begleitete ihn dorthin.

1972 starb Dona Claras Vater und nachdem ihre Nahcfolge geregelt war, zog sie nach Igrejinha zu ihrer Mutter. Mit ihr erlebte sie noch 7 schöne Jahre, dann war sie alleine, ohne den Vater, dem sie als kleines Kind oft auf einem zahmen Pferd das Mittagsessen in die weit entfernter liegende Plantage bringen musste und ohne die Mutter, die mit dem schwachen Licht der Petroleumlampe so manche Nächte hindurch Trauerkleider genäht hat, da bei der Beerdigung die Angehörigen des Verstorbenen alle in Schwarz gehen mussten. Ihre Wohnung in Porto Alegre war vermietet und sie entschloss sich, in Igrejinha zu bleiben. Hier hatte ihr Leben begonnen, hier wollte sie es beenden.

Jetzt hatte sie aber auch viel Zeit zum Reisen und blieb einmal 8 Monate in Deutschland. Sie besuchte viele Freunde und Bekannte, aber ihr Standquartier war Idar-Oberstein und hier erlebte sie auch einmal Weinachten mit viel Schnee. Sie konnte auch in Hennweiler das Haus kennenlernen, aus dem ihr Ur-urgroßvater Brusius ausgewandert war.

Die Deutschen wollten auch viel über Brasilien wissen und über die Nachkommen der ausgewanderten Hunsrücker. Clara zeigte oft ihre Dias von hier. Meistens wurde hinterher eine Kollekte gesammelt, die man ihr zum Dank überreichte. Sie verwandte das Geld nach ihrer Rückkehr zum Kauf für Kopfkissen, Unterlagen für die Betten und gerahmte Bilder für die Zimmer des Krankenhauses Guter Hirte in Igrejinha.

Mit ihrer Verwandten, Elfriede Lorenz, besuchte sie eine Arbeitsgruppe von Frauen aus der Gemeinde Birkenfeld, zeigte ihnen ihre Dias und erzählte von Brasilien und von den finanziellen Schwierigkeiten in der Gemeinde. Daraufhin schickte die Frauengruppe von Birkenfeld mehrere Jahre hindurch Beträge von Verkauf ihrer Handarbeiten für de Kindergarten der Gemeinde in Igrejinha.

 

Elfriede Lorenz, in einer typischen Hunsrückland schaft Dona Clara in seine Haus

Elfriede war auch Vorsitzende des Gustav Adolf Werkes des Kirchenkreises Birkenfeld. Sie kannte Brasilien von einem Besuch im Jahre 1977 und suchte unter den Anträgen um finanzielle (pág. 354) Hilfe, die im Gustav Adolf Werk einliefen, immer ein Projekt von Brasilien für die Hilfe des Kreises Birkenfeld aus. Darunter war z.B. ein Antrag auf Beihilfe zum Pfarrhausbau in der Vorstadtgemeinde von Igrejinha, 15 de Novembro. Als einmal ein Überschuss von den gesammelten Geldern zu vergeben war, durfte Clara eine Bitte aussprechen für Igrejinha. Sie erzählte, wie dringend eine Friedhofsskapelle gebraucht würde und konnte dann nach ihrer Rückkehr dem damaligen Bürgermeister Lauri Krause einen Scheck über 1.000,00 Deutsche Mark überreichen.

Die Hunsricksprooch

 

Die Hunsricksprooch, ehr liewe Leit,

macht merschtendeils ach iwwerall Freid,

weil jerermann mennt – un es is gornet so –

die Sprooch wär nor fa ze lache do.

 

In Wohrheit awwer is es en Sprooch

mit viele Unnerdialekte noch:

In Idar sprecht mer annerscht wie in Oberstein,

in Grejinher net wie in Hamborch so fein.

 

Un dann gebts noch so dumme Leit,

wo menne ’s wär net meh Moore heit,

die Sprooch vun unsre Wowo ze redde,

weil mer dohie jo breseljonisch hätte

un weil mer – wenn mer deitsch spreche wollt -

wie in Deitschland hochdeitsch babbele sollt,

un sie spreche dann – uff ehe Oort –

hunsbucklich-breseljonisch, wie mer so sood

un wisse net, dass der deitsche Mann

in Deitschland ooch kei Hochdeitsch kann.

So wie dohie die Unnerschied sin

vun Gaucho bis bei der Nortiste hin,

hot jere Gechend ehre Dialekt

un nore Studeerte spreche perfekt.

 

Der Bayer red grob un sad’s vor de Bless,

en s-ch fa ch sprecht immer der Hess;

der Schwob hängt gere en le hinnedron,

debei kimmt em net uff en bissele oon.

 

Do gebts westfälisch un hamborcher Platt

un rheinisch un pommrisch un so fort.

Warom solle mer uns dohie scheneere

un net meh hunsbucklich konverseere?

Warom nore immer Witzche mache