Persönlichkeiten von Santa Maria do Mundo Novo

Franz Heinrich Müller

Held der Farroupilha-Revolution

 Franz Heinrich Müller erreichte Rio de Janeiro am 8. November 1825. Er war auf dem Dreimaster “Friedrich Heinrich” gereist, der von Amsterdam kam und den er zusammen mit seinem Vater, dem Nägelfabrikanten Franz Peter Müller, evangelisch, verwitwet, bestiegen hatte.

Seine Mutter Maria Elizabeth Konrad war noch in Deutschland gestorben. Der Vater stammte aus Nohen, Birkenfeld, wo er am 16. Dezember 1770 geboren war, und starb am 5. Mai 1860 in São Leopoldo. Noch vor seinem Tode musste er betroffen das Elend miterleben, dass sein Haus von den Farrapen niedergebrannt wurde.

Die ersten drei seiner Kinder waren Mädchen. Das dritte, Maria Elizabeth, am 15. September 1800 in Sien, Birkenfeld, geboren, heiratete am 2. Juli 1850 Andreas Mentz, (Sohn des Johann Libório Mentz und Madalena Ernestine, geborene Lips), , mit dem sie schon seit längerem zusammengelebt und 8 Kinder gezeugt hatte. Unter iihnen befand sich auch JACOBINA, die Hauptperson der “Episode der Mucker”.

Die beiden letzten Kinder waren Jungen. Das fünfte Kind wurde als späterer Soldat Hauptperson unserer nachträglichen Ehrung, denn die geschichtlichenUnterlagen ergeben, dass 1841 Franz Heinrich Müller auf Seiten der kaiserlichen Truppen gekämpft hat, zusammen mit seinem Freund, dem Leutnant Wilhelm Goltermann, dem Gefreiten Koch und zwei Soldaten als Eskorte des Frachtschiffes von Nicolau Stumpf, das Uniformen und Waffen zur Kolonie brachte, als es von den Farrapen angegriffen wurde. Dabei wurden zwei Bauern, die als Ruderer dienten, verwundet. Auch Franz Heinrich, seit der Einführung der Deutschen Jägerkompagnie Unterfeldwebel, erlitt in diesem Kampf an der Hand und am rechten Bein Schussverwundungen. Davon hat er sich nie mehr recht erholen können, weshalb es ihm schwerfiel zu gehen. Die Jägerkompagnie der freiwilligen Deutschen, der er angehörte, wurde unter dem Kommando von Major Kersting in Porto Alegre, São Leopoldo, Rio Pardo, Triunfo und Camaquã eingesetzt. In Camaquã besiegte sie verstärkt durch 200 Mann des Oberstleutnant Francisco Pedro de Abreu, Moringue genannt, am 28. Januar 1842 den Hauptführer der Farrapen, General Bento Gonçalves da Silva, in der Schlacht vom Passo do Cordeiro, zwischen Camaquã und São Lourenço do Sul. Dieser Sieg brachte beiden Befehlshabern die Anerkennung des Grafen von Rio Pardo, der sie wiederum dem Kaiser Dom Pedro II empfahl, von dem Moringue das Orden des Cruzeiro erhielt und Kersting zum Hauptmann erhoben wurde. Von da an erhielt Kersting die Führung des Munizips Triunfo, kämpfte aber auch noch weiterhin bis zum Ende des Bürgerkrieges in Santo Amaro und Taquari.

Nachdem die Farroupilha-Revolution schon beendet und die Kolonie von Santa Maria do Mundo Novo gegründet war, siedelte Franz Heinrich Müller dorthin um. Dort versah er das Amt des Friedensrichters und starb als Siebzigjähriger. Dieser Sterbefall steht auch im Register der evangelischen Gemeinde von Igrejinha, das als Geburtsdatum den 1. Februar 1808 angibt und als (pag. 128) Geburtsort Sien, Birkenfeld. In erster Ehe war er mit Wilhelmine Lauer, eine 1811 in Wiesweiler geborene Tochter von Daniel Lauer und Anna Marguerithe Groos, verheiratet. Sie war am 23. April 1883 nach langem Leiden in Tucanos an Wassersucht gestorben, nachdem sie schon seit längerer Zeit von Franz Heinrich getrennt war und bei einer ihrer Kinder gewohnt hatte. Nach der Trennung heiratete Franz Heinrich in zweiter Ehe mit Catharine Döring, Tochter von Heinrich Döring und Elizabeth, geborene Dietrich, Witwe von Jacob Reidenbach, der von Beruf Tischler gewesen, aber im Kampfe auf Seiten der kaiserlichen Truppen am 22. Juni 1836 gefallen war. In der Liste von Hillebrand standen sie unter der Nummer 6 als Besitzer eines Landstückes von 150.000 Quadrat-“Braças”1 , auf der Ostseite des Santa Maria-Flusses, in Mundo Novo; hier aber standen sie in der Liste von Tristão Monteiro unter der Nummer 8. Der Sterbefall von Franz Heinrich Müller steht im Register der evangelischen Gemeinde von Igrejinha, wonach er am 18. Oktober 1877 in Taquara do Mundo Novo an Diphterie gestorben ist und am Tag darauf um 9 Uhr auf dem Friedhof von Taquara beerdigt wurde.

 

Ehre seinem Andenken!

Im Register der Todesfälle der evangelischen Gemeinde lutherischen Bekenntnisses in Igrejinha steht der Name von Johannes Dörring, aus Holland, geboren am 13. Juli 1823. Über 9 Jahre war er Soldat der Farroupilha-Revolution gewesen. Er starb am 8. März 1889 um 9.30 Uhr im Alter von 65 Jahren, 7 Monaten und 25 Tagen und wurde am Tag darauf um 10 Uhr auf dem Friedhof von Quilombo Alto beerdigt.

1 Anm. des Übersetzers: Die alten Maße waren gewöhnlich regional verschieden. Während die brasilianische Braça etwa 2, 2 m betrug, umfasste die Quadrat-Braça nur 3,052 m2. Sie entsprach etwa dem deutschen Klafter, nur von fast 8 Fuß (0,2833 m) statt von 6.

Anekdote

Der Feller Oswald ist eine von den unvergesslichen Figuren, die ihren. Durchgang in Mittel Santa Maria (Igrejinha) in diesem Jahrhundert markiert haben. Er tat es durch seinen Humor und durch seine Geschichten, die er den Kunden erzählte, während er sie rasierte und ihnen die Haare schnitt.

Viele Leute sind bei ihm in vorbeigekommen, ohne dass sie seine Dienste benötigten, aber sie wollten die letzten Neuigkeiten von dem grossen Jäger und Ammenmärchenerzähler hören.

An einem Samstagnachmittag war es bei dem Barbier ziemlich besetzt, denn es war ein Kerbertag. Der Oswald arbeitete und erzählte die üblichen Geschichten von seiner Jägerei, als er diese Kostbarkeit brachte:

- Ich wor lein in dem Urwald un do is em Tropp Tiecherkatze komm! Ich war alleine im Urwald, und da ist eine Menge Tiegerkatzen gekommen.

- Do hon ich die Tiecher vorne on mer gechoss, uff die hinne on mer, hon ich geschoss, on die zwei Seite geschoss, bis ich se all kabutt hat! Da habe ich die Tiger, die vor mir waren erschossen, die hinter mir waren habe ich erschossen, nach den zwei Seiten habe ich geschossen, bis sie alle tot waren!

Da fragte jemand

- Na Oswald, un das Gewehr lore? Na Oswald! Und das Gewehr laden?

Ohne die Haltung zu verlieren, antwortet Oswald:

-Denkschte, do dät mer noch dron denke un lore? Denkst du, man würde noch daran denken und laden?

Er machte mit dem Haarschnitt eines Jungens weiter, und liess ihm nur noch das “Fähnchen”, stehen, und tat so, als ob das alles selbstverständlich wäre.